Die Wetteraussichten für den heutigen Tag, um die Leinen zu lichten, finden wir akzeptabel. Felix ruft die Marina-Küstenfunkstelle in Todendorf an und erkundigt sich über mögliche Schießübungen im Kiel-Fehmarnsundweg. Heute wird nicht geschossen. Wir müssen das Gebiet nicht weiträumig umfahren. Die Wellen vor der Fehmarnsundbrücke, die das Festland mit der Insel verbindet, sind unbedeutend. Aber nach der Brücke bäumen sie sich  nach und nach bis zu einem Meter auf und tragen weiße Krönchen. Hart treffen sie auf unser Boot. Das Wasser spritzt bis zu den Frontscheiben im Führerstand. Eine gewaltige Woge rollt sogar über das Verdeck.

 

Um den Kurs einigermaßen  zu halten, muss Felix dauernd steuerbordseitig die Wellen schneiden. MY De Swel wird durchgeschüttelt wie noch nie! Die Fahrt ist äußerst ruppig und unangenehm. Der  steife Wind mit einer Geschwindigkeit von 50 bis 60 km/h  verursacht den hohen Wellengang. Nach sechs Stunden wildem Ritt in der Kieler Bucht flachen die Wellen etwas ab und der Wind lässt nach. Felix nimmt eine Kursänderung vor, um zur Marina Wendtorf zu gelangen. Die letzten Seemeilen gleitet das Boot über die Wellen – eine echte Wohltat. Wir wissen, was mit unserem Boot möglich ist, sind uns aber einig in Zukunft eine derartige Überfahrt zu vermeiden. Die Hunde haben sich während der ganzen Fahrt ruhig in ihren Boxen verhalten.

Die Steganlage der Marina Wendtorf scheint nach neuerem Datum. Die Umgebung dünkt uns vernachlässigt. Duschen und Toiletten befinden sich in Containern.  Landeinwärts befindet sich ein Ferienresort.

Auf einer Tafel ist ein Dialog zwischen Opa und Enkelin zu lesen:

Du, Opa?
Hier gibt es viele Boote. Ist das ein Hafen?

Ja, man nennt das eine Marina, weil der Hafen für Segel- und Motorboote angelegt wurde. Hier in Wendtorf liegt die Marina in einer Meeresbucht, die von einer Landzunge, dem Bottsand vor Wellen geschützt ist.

Wie ist denn der Bottsand hierhergekommen, Opa?

Der ist im Verlauf der letzten 200 Jahre entstanden, weil sich vor der Bucht immer mehr Sand abgelagert hat. Der Fachbegriff ist Nehrungshaken. Der Sand wandert mit der Strömung von Ost nach West an der Küster entlang und verschliesst die Bucht immer weiter. Und irgendwann wird aus der Meeresbuch

dann ein Binnensee so wie bei Behrensdorf und Hohwacht.

Aber dann können die Boote nicht mehr in den Hafen fahren.

Das stimmt, hier muss der Mensch nachhelfen. Deshalb hält man die Einfahrt in die Marina künstlich offen.

Und wie geht das?

Man hat an der Einfahrt aus Steinen lange Molen gebaut, die die Sandverlagerung unterbrechen sollen. Trotzdem muss jedes Jahr die Zufahrtsrinne ausgebaggert werden, damit die Schiffe auf dem Weg in die Marina nicht stecken bleiben.

Oh Opa, das ist bestimmt ganz schwierig und teuer.

 

Abgesperrtes Naturschutzgebiet an der Einfahrt zur Marina.