29. Juli – 07. August


Heute zu Beginn der neuen Woche soll es so richtig vorwärtsgehen. Das Ziel hat Felix vor Tagen festgelegt. MY De Swel braucht Diesel. Der Treibstoff reicht noch bis zum Stadthafen Hannover nach Berechnung von Felix. Hoffentlich!

Kurz vor 16:00 erreichen wir die Schleuse Anderten mit einem Fall von 14,5 Metern und zwei Kammern. Links und rechts warten Frachtschiffe auf eine Schleusung. Das scheint eine lange Wartezeit zu werden. Eine Schleuseklammer ist geschlossen. Die Abbrucharbeiten dauern bis Ende Oktober und der Wiederaufbau voraussichtlich bis Januar 2025. Jährlich durchlaufen 20’000 Schiffe die Schleuse Anderten.

Kein weiteres Sportboot ist zu sehen im Oberwasser. Wir hören, dass zwei Frachtschiffe aufgerufen werden und ganz nach vorne aufschliessen sollen, weil noch ein Sportboot mitschleust. Wir sind damit gemeint und hängen uns an. Eine Stunde hat die Wartezeit gedauert. Glück gehabt. Im Unterwasser gedulden sich ebenso mehrere Frachtschiffe auf eine Schleusung.


Nach 70 Kilometer und um 18.30 erreichen wir den Stadthafen Hannover. Der Hafenmeister, derselbe wie im Jahr 2017, weist uns ein. Nach seinem Kommando wird unser Boot vertäut, so dass es standhält bei einem Wasserschwall in den Hafen. Die vorbeifahrenden Frachtschiffe verursachen dies.

Am nächsten Tag durchbummeln wir das Zentrum und die Altstadt Hannovers. Sie sind gerammelt voll. Eine Menge Leute tragen Kleider mit dem Schriftzug von der australischen Rockband AC/DC. Ein Blick ins Internet und wir wissen den Grund. Die Rocker treten an zwei Konzerten im Messegelände auf. Vor 75’000 Fans werden sie mit ihrer Power Up-Tour zwei starke Auftritte hinlegen. In einem Steakhouse ergattern wir einen freien Tisch. Nach kurzer Wartezeit, was heute mit dem Personalmangel nicht selbstverständlich ist, wird uns ein sorgfältig angerichtetes Mahl serviert. 

Hier kann man auf zwei Etagen schoppen, oben und unten. Die Handelsketten sind alle in der City vertreten. Das Warensortiment lässt keine Wünsche offen.

Ein paar Eindrücke:

So haben wir Hannover im 2017 erlebt. Klick dich rein!

Um Punkt neun Uhr erscheint der Hafenmeister. Wir verholen zur Tankstelle. Über 700 Liter Diesel werden in die Tanks gefüllt. Ab sofort sitzt Felix nicht mehr wie auf Nadeln, ob der Treibstoff reicht oder nicht. Aber er hat gut gerechnet. Wiederum teilen wir den Mittellandkanal mit der Berufsschiffsfahrt. An einem Kanalabschnitt blühen Blumen um die Wette. Beim genaueren Hinschauen entdeckt man Grünpflanzen, die einten mit zierlichen Blättern und die andern mit grossflächigen.

Das schrieb ich am 08. Juni über den Mittellandkanal. Klick dich rein!

Am Nachmittag fahren wir über die Kanalbrücke ins Mindener Wasserstrassenkreuz. Sie wurde 1993 bis 1998 erbaut, ist 398 Meter lang und 24 Meter breit. Parallel zu ihr ist die alte Kanalbrücke zu bewundern. Sie wurde 1911 bis 1914 erbaut. Fahrgastschiffe und Sportboote befahren sie. Unter der Kanalbrücke fliesst die Weser.

Im Wasserstrassenkreuz Minden suchen wir die Liegestelle für Sportboote auf und bleiben über Nacht. Es ist hier
ruhig , weil die Lastschiffe nur langsam über die Weser fahren dürfen und deshalb keinen Schwell erzeugen.

Die Weserschleuse im 2017 in Betrieb genommen, entlässt uns nach einem Fall von 13,5 Meter in die Weser.
Sie ist der Lieblingsfluss von Felix.


Die Weser von Minden bis Bremen fliesst in vielen Windungen durch eine freie Landschaft. Vor jeder Schleuse führt ein langer Kanal zur ihr, während die Weser in ihrem ursprünglichen Flussbett in einem weiten Arm die Schleuse umfliesst und über ein Wehr ein Kraftwerk betreibt.

Einfahrt in den Schleusenkanal. Die Navigation zeigt den Kanal und den Arm der Weser

Nach insgesamt vier Schleusen und bei heissem Sommerwetter legen wir im kleinen Hafen des Kanu-Clubs Nienburg an. Felix begibt sich zur Dusche im Hafengebäude. Er ärgert sich über den zu langen Duschvorhang. Ausgerüstet mit meiner Küchenschere, Stift und Baumeter marschiert er nochmals zum Hafengebäude und schneidet kurzerhand den Duschvorhang der Damen – und Herrendusche auf die richtige Länge zu.

Im Stadtkern Nienburgs besuchen wir Europas schönster Wochenmarkt. Ja, wirklich, die Stadt hat es schwarz auf weiss: Sie hat sich 2008 gegen 100 Mitbewerber durchgesetzt. Händler aus der Region bieten ihre frischen Erzeugnisse immer mittwochs und samstags an. Jährlich lockt der Markt gegen 250’000 Menschen an. Was der Markt auszeichnet ist: Stände mit billigem Ramsch sind verpönt.

Die Altstadt glänzt durch ihre alten Fachwerkhäusern. An der Langen Strasse gibt es noch die kleinen Läden, welche der Inhaber selber führt. Die übersichtlichen Museen gewähren den Besuchern freien Eintritt. 

Der Spargelbrunnen symbolisiert die berühmte Nienburger Spargel, die bereits in der Jahrhundertwende im Landkreis Nienburg Einzug hielt. Mittlerweile wird auf über 1000 Hektaren Spargeln entlang der Weser angebaut. 

Wir ziehen alleine auf der Weser weiter. Es fällt richtig auf, wie wenige Sportboote unterwegs sind. In den Häfen sind immer genügend freie Plätze für Gastboote vorhanden. Das war mal anders. Nach drei Schleusen und 75 Kilometer fahren wir am Sonntagnachmittag in den die Marina Wieltsee im Wieltsee und geniessen den Rest des Tages.

Wieder auf der Weser unterwegs. Die Bremer-Weser Schleuse hat eigens eine für Sportboote. Man fährt im langen Kanal bis zum Schleusentor und drückt dann auf den schwarzen Knopf beim herunterhängenden gelben Gerät. An einem Schwimmsteg gleitet das Boot mit uns sechs Meter hinunter zur Weser.

Die Schleusenschwelle schaudert einen beim Anblick, Wehe, wer nicht genügend nach vorne rückt! Ab der Schleuse fahren wir in der Weser, die der Tide unterliegt, also Hoch- und Niedrigwasser.

Im 2016 besuchten wir Bremen. Bei der Durchfahrt werden Erinnerungen wach.

Nach dem Industriegebiet biegen wir ab in den Nebenfluss Lesum. Im Sporthafen Grohn bei der Stadt Vegesack empfängt uns ein junger Hafenmeister. Der Sporthafen ist mit Schwimmstegen ausgerüstet, da er sich in steigendem und fallendem Wasser befindet, im Ablauf der Gezeiten. MY De Swel bleibt eine Woche hier liegen. Wir kehren zurück in die Schweiz, um Notwendiges zu erledigen.