Freiherr Baltzar von Platen – der Marineoffizier mit einem grossen Traum an Land.

Der Kanalbauer, Staatsrat, Marineoffizier und Reichsstatthalter von Platen ist ohne Zweifel eine der bedeutendsten Person in der Geschichte Schwedens. Er stammte von der der Insel Rügen in Pommern. Sein Vater hatte sich eine Karriere in Schweden versprochen. Dies führte dazu, dass sein Sohn Schweden und nicht Deutschland als seine Heimat betrachtete. Baltzar von Platen besuchte die Kadettenschule und schaffte es bis zu einem Marineoberst. Nach 20 Jahren verliess er die Marine. Gleich nach seinem Umzug auf den Gutshof in Vänersnäs wurde er in den Vorstand der Trollhätte Kanalgesellschaft gewählt. Sein Interesse für Kanalbau war geweckt.

Von Platten scharte die besten Kanalbauer um sich. 60’000 Soldaten gruben und sprengten sich bis 1832 durch Schwedens Mitte, 8 Millionen Tagwerk lang.  Militärischer Disziplin prägte die Arbeit am Kanal. Sie begann nach dem Appell und dem Morgengebet um fünf Uhr morgens. Die Soldaten hatten fünf Stunden Ruhezeit am Tag und beendeten ihre Arbeit um acht Uhr abends. Der Zapfenstreich erfolgte eine Stunde später.

Die Bildausschnitte geben die Kanalarbeiten ziemlich wirklichkeitsgetreu wider, wenngleich es sehr viel schmutziger zuging. Jedes Regiment hatte seine eigene Uniform. Viele Soldaten wurden nach Abschluss der Kanalarbeit als Maurer, Bergsprenger oder Zimmermann angestellt. Das gigantische Bauprojekt forderte seine Opfer. Es gab Arbeitsunfälle, die mit dem Tod endeten oder zur Invalidität führten. Die Kanalgesellschaft unterstütze die Hinterbliebenen und die Arbeitsunfähigen mit einer kleinen Rente.

Der Künstler Alexander Clemens Wetterling stand seit vielen Jahren im Dienste des Königs Karl XIV. Johann. Er malte den König beim Besuch des Kanals.

Der Ausschnitt zeigt die Steinmetze.

Unten das vollständige Bild.

Abtransport der Erde und Steinen mit Schubkarren
Ein Soldat giesst Blei um das Ankereisen, um später das Schleusentor einzusetzen.Tragen von Mörtel, ein Offizier überwacht die Arbeit

Die Stadt Motala am Vättern entstand durch den Bau des Kanals. Sie erhielt, nach von Platens Wunsch, einen Stadtplan in Form eines Fächers und war das Zentrum des Kanalbaus. Schweden entwickelte sich durch den gigantischen Kanalbau von einem Landwirtschaftsland zu einem Industrieland.

Ein paar Jahrzehnte boomte der Schiffsverkehr auf dem Kanal wie geplant. Der aufkommende Schienenverkehr und der motorisierte Fuhrpark auf der Strasse setzten dem langsamen Schiffsverkehr zu. Er wurde unrentabel.

Alte Plakate, die einst für eine Schiffsreise auf dem Kanal warben. Juno wurde in der Werft von Motala 1874 gebaut und Wilhelm Tan 1912. Die Werft Finnboda in Stockholm lies 1931 das Kanalschiff Fiona von Stapel laufen. Die drei Passagierschiffe verkehren heute noch auf dem Kanal.

Daten zum Göta Kanal:
Baujahr 1810 – 1832, 21 Häfen, höchster Punkt 91,5 m ü.d. M., beginnt in Sjötorp am Vänern bis Mem an der Ostsee, 58 Schleusen, Gesamtlänge 190 km, davon 87 km von Hand gegraben, zusammen mit dem Trollhätte Kanal zwischen Vänersborg und Göteborg bildet der Göta Kanal eine durchlässige Wasserstrasse von Westküste zur Ostküste.

Das kleine Museum führte uns durch die interessante Geschichte des Kanalbaus. Mit Respekt vor den Erbauern vom Handlanger bis zum Ingenieur dürfen wir auf dem Kanal den Luxus der Langsamkeit geniessen.