Nach drei Tagen Aufenthalt in Bad Essen lösten wir gestern die Leinen  und reihten uns in den Verkehr der Berufsschiffe im MLK ein. In Minden kreuzen sich die Weser und der MLK.  Wir blieben dem MLK treu. Nach 62 Kilometer waren unsere Kleider verschwitzt, die Konzentration nicht mehr auf 100% und das Wasser lockte für ein kühlendes Bad. Im MLK wurden Anlegestellen für die Berufsschiffe und Sportboote gebaut. Bei der Brücke mit dem Namen Pollhagen werfen wir die Leinen aus. Nikki, unser kleiner Yorki, hatte ebenfalls ein Bad nötig. Er merkte, dass wir die Utensilien für ihn richteten und floh deshalb aus dem Boot. Das nütze ihm nichts. Er wurde eingeseift und gerubbelt. Die Sonne trocknete sein Fell flauschig und glänzend.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mein Kapitän feiert heute seinen Geburtstag. Zur Erinnerung fotografiere ich ihn mit Emily und Nikki. Ein paar Klicks sind nötig, bis die drei in richtiger Position sind.

Wir unternehmen am Morgen einen Kurztrip zum nahen Dorf Pollhagen. Zuerst erscheint die imposante Ev.-Luth. Kirche. Das Dorf selber umfasst wenige Häuser, nichts besonderes in unseren Augen. Umso mehr sind wir vom Kirchenschiff angetan und den Kunstwerken an den Wänden. Auf einem Tisch liegen ein Buch und ein Stempel. Gläser und Mineralwasser stehen bereit, um den Durst zu löschen. Der Tisch ist für die rastenden Pilger eingerichtet.

Im Jahr 2005 wurden die beiden alten Zisterzienserklöster Loccum und Volkenroda mit einem 300 km langen Pilgerweg verbunden. Er führt an der Kirche vorbei und weiter an den Flüssen Weser, Leine und Unstrut.

Leinen los und wir fahren auf dem langen MLK weiter. Nach der Mittagspause im Yachthafen Hannover erreichen wir die Schleuse Anderten. Mit einem dreiteiligen Schubverband und drei Sportbooten schleusen wir 14,7 Meter zu Berg in Windeseile. Dabei sind wir gefordert im richtigen Augenblick die Leine um den nächst höheren Poller zu legen.

Am Himmel bahnt sich ein Unheil an. Innert Minuten ergießt sich ein orkanartiger Wolkenbruch mit Böen über uns. Felix drosselt den Motor auf Schritttempo. Die Scheiben laufen an. Man sieht nichts mehr. Ich behalte das linke Ufer im Auge und Felix das rechte. So bleibt das Boot ungefähr in der Kanalmitte. Das AIS zeigt ein Frachtschiff frühzeitig an und wir weichen aus. Ein entgegenkommendes Sportboot ohne AIS wäre katastrophal gewesen. Das Unwetter dauert 30 Minuten. Nachdem sich der Himmel beruhigt hat, legen wir bei strömendem Regen am Steg des Wassersportclubs Peine an.

Schon gewusst?
Eine Kammer der Schleuse Anderten mit einer Länge von 220 m und Breite von 12 m wird für eine Bergschleusung mit 39’000 m3 Wasser gefüllt und bei der Talschleusung fließt es wieder hinaus. Als die Anlage 1928 eingeweiht wurde hieß sie “Hindenburg-Schleuse“ nach dem damaligen Reichspräsident.