Die Antibiotikatabletten, die Felix schluckt, bringen nicht den gewünschten Erfolg. Er hat eine unruhige Nacht hinter sich. Schmerzen quälen ihn. Rote Flecken haben sich auf seiner Kopfhaut gebildet. Wir sind beunruhigt und entscheiden uns die Huisartsenpraktik am Nieuwmarkt 1 aufzusuchen. Die Symptome könnten auf einen Zeckenstich hinweisen und bitten die Dame am Empfang uns bei einem ihrer Ärzte anzumelden. Eine Abklärung würde eine Woche dauern, meint sie und das Beste wäre den Arzt in Sneek wieder zu konsultieren. Felix und ich verlassen bedrückt die Praxis.
Auf dem Weg zum Boot überlegen wir ernsthaft, was wir tun sollen. Wir kommen überein, unseren Hausarzt anzurufen. Felix zählt ihm seine Beschwerden auf, die inzwischen mehr als eine Handvoll sind. Unser Hausarzt diagnostiziert eine Erkrankung an Gürtelrose. Zur Sicherheit müssen wir die roten Stellen fotografieren und ihm senden. Seine Antwort kommt postwendend: Die von ihm diagnostizierte Krankheit liegt vor. Er teilt ein Medikament mit, das Felix unbedingt sofort einnehmen muss. Nochmals marschieren wir zur Ärztepraxis. Die Ärztin bestätigt die Erkrankung und stellt ein Rezept aus für das vorgeschlagene Medikament. In der Apotheke beim Rathaus erhalten wir die Tabletten.
Und jetzt? Die Krankheit heilt nicht von heute auf morgen. Das ist uns bewusst. Wir setzen uns im Boot hin und verdauen die neue Situation. Tagelang in einem Hafen zu verweilen und auf Besserung zu warten bringt nichts. Unser vernünftiger Entschluss ist: Morgen werden wir nach Sneek zurückfahren und am Wochenende in die Schweiz. Ja, so ist das eben, unverhofft müssen wir die Reise 2019 auf Wasserstrassen durch Europa beenden – das Wohlbefinden von Felix ist wichtiger.
Für einen Besuch der Martinikerk ziehe ich alleine los durch das denkmalgeschützte Zentrum mit den schmalen Gassen, Grachten mit Holzwänden und kleinen Brücken.
Die gotische Kirche aus dem 15. Jh. ist eine der grössten in Friesland. Als Bolsward noch Zugang zum Meer hatte, sendete der Kirchturm ein Licht aus für den Schiffsverkehr. Ins Auge fallen einem die prächtigen Grabsteine aus der Borerekerk (1281) und die mächtige Orgel. Aufgrund der hervorragenden Akustik finden häufig Konzerte statt.
Zwei Männer bereiten einen Büchermarkt in der Kirche vor. Schachtel um Schachtel voller ausgemusterten Bücher räumen sie aus. Eine Fotografin hängt ihre Bilder an Stellwände.
Nochmals geniesse ich den Stadtkern auf dem Rückweg zum Hafen. Meine Kamera hat dabei viel zu tun!