Vom Motala Havmn fahren wir mit dem Rad dem Kanal entlang Richtung Schleuse Borenshult bis zur Platens Grabstätte. Er wünschte sich einen Grabstein aus dem Kalkbruch bei Broghamn. Darauf soll nur von Platen eingraviert sein.
Von Platen starb am 6. Dezember 1829 in Kristiana, der heutigen Stadt Oslo. Obwohl er vor seinem Tod König Karl XIV. John schriftlich und ausdrücklich gebeten hatte, eine grosse Zeremonie zu vermeiden, verlief die Beerdigung in prachtvoller Form. Mit einer grandiosen Eskorte begann am 20. Januar 1830 der Leichenzug nach Schweden. Es waren Platens eigene vier Pferde, die den Sarg auf den Schlitten zogen. Der Zug kam nach 17 Tagen in Motala an und wurde von der Direktion der Göta Kanalgesellschaft empfangen. Der Tote wurde unter Salut von 800 Infanteristen zum Grab neben seinem Lebenswerk getragen und beerdigt. Die Grabstelle hatte von Platen ausgewählt. Er liess einen dichten Hain mit Papplen und Ulmen pflanzen. Von Platen ruht nicht alleine in der prachtvollen Grabstätte. Seine Frau (1829), die drei Kinder (1827, 1875, 1893) und der Hauptmechaniker Adolf Lagerheim (1845) wurden neben ihm zu Grabe getragen. Von der Grabstätte führt eine Treppe zum Kanal.
Bei der neugestalteten Bootsanlegestelle Borenshult steht ein roter Holzpavillon mit Bildtafeln und der Technik zum Bau des Göta Kanals. Angebrennt! Der Zutritt funktioniert nur mit der Kanalkarte, die aber im Boot liegt. Die Karte, in der Form einer Kreditkarte, wird für den Einlass in die sanitären Anlagen benötigt. Wir haben zwei bei der ersten Schleuse erhalten und werden sie in Mem bei der letzten Schleuse aushändigen.
Gegenüber erstreckt sich die Motala Verkstad. Wir streifen durch das Industriegelände. In zwei Hallen ist ein Industriemuseum untergebracht. Es öffnet erst um 12.00. Zwei Stunden zu warten passt uns nicht. Felix will das schmutziges Boot nach dem Lunch gründlich waschen und das benötigt viel Zeit. Wir wenden die Fahrräder und radeln zum Hafen.
Das gelbe Anwesen beim Hafen, ist seit dem Bau 1820 Büro und Archiv der Göta Kanalgesellschaft (Göta Kanalbolag). Während des Kanalbaus verfügten der Hauptmechaniker und der Schleuseninspektor über eine Wohnung im oberen Stock. Bis Mitte der 1980er Jahren belegte der Kanaldirektor die Wohnungen samt dem Dachboden. Dessen Küche dient heute dem Personal als Kaffeeraum.
Am Kanal betrachten wir ein Teilstück einer Kurbelwelle, die 1954 für einen Schiffsmotor bestimmt war und an AB Götaverkern in Göteborg ausgeliefert wurde. Die gesamte Welle wog 70 Tonnen. Das Teilstück erinnert an die Motala Verkstad, die ab 1822 Kurbelwellen herstellte. Ihren Höhepunkt erreichte die Produktion in den 1970er Jahren. Die Letzten verliessen Motala 1979.
Letzten Winter erwähnte ich in einem Gespräch mit einem Klubmitglied von SSK, dass wir im kommenden Mai den Göta Kanal von West nach Ost durchfahren wollen. Er nahm mir beinahe die Vorfreude. Seiner Ansicht nach ist der Göta Kanal unattraktiv und langweilig. Überhaupt nicht! Felix und ich erleben fast tagtäglich Neues und Eindrucksvolles. Die Geschichte über den Kanalbau ist fesselnd.