Was für ein Kaiserwetter ist es heute! Im Hafen erwachen die Familien auf den Segelbooten. Kinder springen umher. Mädchen führen ihre Hunde plaudernd Gassi. Einige Böötler mit Badetüchern unter den Armen suchen die Duschen auf und andere mampfen ihre Cornflakes und trinken Kaffee dazu.

Felix setzt Nikki in den Fahrradkorb. Beim Pedalen zum Tycho Brahe Museum geraten wir ins Schwitzen, denn der Weg ist steil. Zuerst treten wir in die ehemalige Allerheiligenkirche ein. Seit 2005 wird hier über den dänischen Astronomen Tycho Brahe erzählt. Die von ihm verwendeten Instrumente, der Stahlquadrant und der astronomische Sextant dominieren (Nachbaute) im Kirchenschiff. 

Mit blossen Augen beobachtet der dänische Astrolog das Himmelszelt.

Tycho Brahe lebte von 1578 bis 1598 im Uranienborg mitten auf Ven. Das Schloss existiert nicht mehr. Dänemarks König Frederik II. (Ven wurde erst 1658 schwedisch) erlaubte ihm die Insel mit ihrer klaren, staubfreien Luft für seine Forschungen in Beschlag zu nehmen. In seinem eingerichteten Observatorium Stjärneborg entdeckte Brahe mit blossem Auge die Erscheinung 1572, die 16 Monate lang hell wie ein Stern am Himmel strahlte. Das Phänomen sahen auch andere Forscher. Doch er hatte den Mut, die Unveränderlichkeit des Sternenhimmels zu widerlegen. 

Die Kirche ist von einem prachtvollen und englischen Garten umgeben. Eine Multimediashow in deutscher Sprache zeigt uns einen kurzen Einblick in Brahe’s astronomische Forschung. 

In einem Restaurant bestellen wir ein Platte mit geräuchtem Fleisch und Käse, alles Produkte der Insel. Dazu tischt die mürrische Angestellte spezielles Knäckebrot auf.

Hoch auf den Klippen setzen wir unseren Inselrundgang fort. Nikki wird kräftig durchgeschüttelt. Die Aussicht ist grossartig.

Steilküste
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Am Wegrand weist ein Schild zu einem Bauerngehöft hin. Neugierig biegen wir ab.

Ein Mann sitzt auf einer Bank und liest. Er springt sofort auf und führt uns durch den Schöffenhof. Dabei erzählt er ausführlich die lange Geschichte über den Hof. Er war der herrschaftlichste auf der Insel. Ab 1817 blieb er fünf Generationen lang in Besitz. Die Guthofsleute verköstigten einst den König Oskar II mit Gefolge, die jährlich zur Jagd auf der Insel waren. Fasanen, Hasen und Rotwild wurden extra für die königliche Hoheit angesiedelt. HVENs Heimatvereinigung kaufte den Gutshof 1991 von der Tochter aus der 5. Generation ab. Daraus entstand das Heimatmuseum der Insel Ven.

Wohnhaus
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Ein Bild zieht unsere Aufmerksamkeit auf sich.

Es gab tatsächlich eine Ziegelei am Nordstrand der Insel Ven. Kleine Boote transportierten die gebrannten Ziegeln zu den Schiffen, die vor Reede lagen. Kopenhagen sei mit den Ven-Ziegeln gebaut worden, meint der Museumsführer schmunzelnd. Ab 1948 war Schluss mit der Ziegelbrennerei. Die Konkurrenz auf dem Festland bot die Steine günstiger an.

Wir kaufen zwei Gläser Honig, eines ist Rapshonig und das andere ist Sommerhonig. Neue Museumsbesucher treffen ein. Wir verabschieden uns dankend bei ihm für die persönliche Führung.

Auf der Anhöhe von Bäckwikens Fähranlege warten über tausend gelbe Fahrräder auf die Ausflügler. Hoffentlich sind sie nicht gleichzeitig unterwegs!

Zurück auf dem Boot geniessen wir den sonnigen, vorgerückten Nachmittag mit all den Dänen rund um uns. Am Abend sammle ich kleine, runde Ziegelreste ein, die an den Stränden liegen und weiss jetzt, woher sie stammen.