Am Sonntagmorgen schickt die Sonne ihre Strahlen ins Boot bis zu unseren Bettdecken. Ein idealer Tag für eine Fahrradtour in den Stadtteil Nørrebro, denken wir. Doch es kommt anderes.
Der Weg zum Nyhavn ist uns bestens bekannt. Nach der Stadtmitte lenken wir in der 2,5 km lange Nørrebrogade ein. Sie ist die Hauptstrasse des am dichtesten besiedelten Viertels von Kopenhagen. Es setzt sich aus einer multikulturellen Bevölkerung zusammen. Händler aller Art, Bars, Imbissbuden und Cafés liegen eng nebeneinander – ein echtes Kunterbunt.
Beim Haupteingang zum Assistenz Kirkegård lassen wir die Fahrräder in einem Ständer zurück. Felix mit Nikki an der Leine und ich pilgern durch den Friedhof. Er ist zugleich eine Parkanlage für die Bewohner von Nørrebro, in der es niemand stört zwischen den Gräbern zu picknicken, sich auszuruhen, in der Sonne zu liegen, auf eine Prüfung zu lernen, zu spazieren mit Hund und Kinderwagen oder mit Freunden zusammen zu sein. In der Schweiz ist dies kaum vorstellbar.
Der grösste Friedhof Kopenhagens wurde 1757 nach einer Pestepidemie als Hilfsfriedhof angelegt und einige Male erweitert.
Felix’s Magen knurrt. Es ist Zeit, einen Kebabimbiss an der Nørrebrogade aufzusuchen. Kaum die Strasse überquert, zwingt uns ein heftiger Regenschauer 20 Minuten bei einem Hauseingang unterzustehen. Mir wird es kalt, weil ich anstatt einer Regenjacke eine aus Baumwolle trage. Felix ist mit seiner Regenjacke besser ausgerüstet. Zum Glück ist es beim Türke in seinem schlauchförmigen Lokal warm. Zwei Männer, die uns freundliche bedienen, bereiten für uns zwei Kebab Döner zu.
Bei Wind und Nieselregen radeln wir auf gleicher Route die acht Kilometer durch die Stadt zurück zum Hafen Margretheholm, schalten im Boot die Heizung ein und schlüpfen aus den feuchten Kleidern. Ein heisser Tee wärmt meine unterkühlte Seele auf.