Der Morgen ist grau und kühl. Bevor es von Rødvig losgeht, füllt Felix 100 Liter Diesel in den Tank. Das sollte reichen bis zum Winterlager. Zuerst fahren wir in der weiten Faxe Bucht mit einer Wassertiefe von 12 Meter. Die Wellen sind gemein zu uns. Nach der Hälfte des heutigen Schlages lenkt Felix in die betonnte Fahrrinne ein. Der Tiefenmesser des Bootes zeigt manchmal nur einen Meter an. Die Fahrt zwischen den Inseln Møn, Falster und Seeland bis zur Stadt Vordingborg ist absolut hyggelig. Eine Strickarbeit hätte bestens dazu gepasst!
Ulvsundbrücke verbindet Møn mit Seeland
Im Nordhavn von Vordingborg legen wir an. Die Sonne zeigt sich doch noch und lässt den Tag freundlicher werden. Genau richtig, denn ich will mit Nikki zur Burg auf der Anhöhe spazieren. Der Sagen umworbene Gänseturm habe ich im Visier.
Die erste Burg baute der König Waldemar der Grosse 1160 nicht aus Stein, sondern es war eine Palisaden-Festung aus Holz. Er führte Kreuzzüge gegen die Schweden. Seine Kriegsflotte versammelte sich in der Bucht unterhalb seiner Festung. 1182 starb er in seinem hiesigen Regierungssitz.
Die Palisaden-Festung liess König Waldemar der Sieger abreissen. Die Herrschaft des Königs reichte weit über die Ostsee hinaus. Zu seinem Schutze benötigt er eine starke befestigte Burg. Waldemar starb 1241 in Vordingborg.
1340 wurde der 19-jährige Waldemar Atterdag gekrönt und eroberte die verpfändeten Burgen an Holstein zurück. Er ordnete an, Vordingborg zu einer Hochburg mit einem tiefen Wallgraben umzubauen. Von neun Türmen auf der Ringmauer hielt die Wache Ausschau nach Angreifern und Eindringlingen.
Nur der 36 Meter hohe Turm mit der goldigen Gans ist vollständig vom Königssitz übriggeblieben. Der Sage nach setzte Waldemar Atterdag die Gans auf die Turmspitze, damit sie bis in alle Ewigkeit hinaus den Hohn der Hansestädte hinausschnattere. Valdemar empfand die Hanseaten nichts anderes als ein Pack schnatternde Gänse. Die heutige Gans stammt allerdings aus dem Jahr 1871.