Die Flensburger Innenstadt in historischer Kulisse hat die längste Fussgängerzone von Schleswig-Holstein. Wir starten beim Nordertor aus dem 16. Jh. mit Sightseeing der 1,4 km langen Einkaufsmeile. Alles ist vorhanden vom Euroshop bis zu exklusiven Boutiquen. Sie sind in Kaufhäusern mit Fassaden aus Klassizismus, Renaissance und Barock untergebracht.

Was auffällt nebst den sehenswerten Bauten, sind  die gespannten Drahtseile  über der Norderstrasse. Die Bürger werfen ihre ausgelatschten Treter nicht in den Kübel, sondern eben über die Seile. Das Markenzeichen der Strasse hat sich zur Kunst entwickelt, sagt man.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Trotz des nieselten Wetters, sitzen Leute vor Restaurants und Cafés essen, trinken und unterhalten sich. Felix und ich bevorzugen eine Mahlzeit  an der Wärme. Am Ende der Fußgängerzone weisen Flaggen zur Roten Strasse hin.

Ist das ein Rotlichtmilieu? Aber nicht doch, der Name stammt nicht von dem Gewerbe, sondern vom Wort Rodung. Durch den gerodeten Wald (Rude) erreichten dazumal Fuhrwerke das Rote Stadttor (Rudeporte) und die Rote Strasse (Rudestraat) von Flensburg. Sie war ein Teil des berühmten Ochsenweges von Dänemark nach Altona.

Die Strasse  war ein beliebter Treffpunkt für Bürger, Kaufleute und Bauern, die Handel trieben während in den Hinterhöfen die Pferde ausgespannt und versorgt wurden. Ware wurde dort ebenfalls gelagert. In den Gaststätten stiessen die Handeltreibende auf ihre gelungenen Geschäfte an und hielten Klönschnack. Felix und ich stossen nicht auf unsere Einkäufe an, sondern auf unsere unfallfreie und erlebnisreiche Bootsreise im Restaurant Roten Hof.

Die Rote Strasse ist Flensburgs Schmuckkästchen. Die Kaufmannshöfe sind restauriert. An den kleinen, individuellen Läden mit ihren ausgefallenen Angeboten können wir nicht vorbeigehen ohne einzutreten.

Mit Mundschutz bewaffnet wartet Felix vor dem Rumhaus Braasch, bis die Lampe auf Grün schaltet. Der Laden ist eng. Es dürfen sich maximal zwei Personen gleichzeitig aufhalten. Rum ist nicht mein Ding. Die ausgestellte Keramik auf der anderen Gassenseite umso mehr. Felix tritt ins Rumhaus und bleibt eine gefühlte Ewigkeit dort. Sein Rucksack dünkt mich, ist schwerer geworden!

Die Berühmtheit der Stadt hat eine Kehrseite. In der Fußgängerzone halten sich viele Randständige auf und bitten um Geld. Das Ladensterben macht sich bemerkbar, trotz des täglichen Menschenstroms. Drei Geschäfte, mit großen Verkaufsflächen kündigen ihre Schließung an.

Neue moderne Einkaufszentren wie die Flensburger Galerie mit über 60 Shops und Restaurant, erreichbar von der Fußgängerzone oder bequem mit dem Auto, verdrängen Geschäfte aus der Altstadt. Cornona und der Onlinehandel haben ebenfalls Schuld an den Geschäftsaufgaben.