Mit Segelbooten fahren wir im Dookumer Grootdiep, wie damals die Handelsschiffe im 8. Jahrhundert. Das Grootdiep führt in saften Biegungen durch fruchtbare Felder.
Eine stillgelegte Steinfabrik schlummert vor sich hin. Der Kamin wurde mit Bändern stabilisiert. Die Arbeitsgeräte stehen umher, als wären sie bereit für ihren Einsatz. Die Schiffe im Steinfabrikhafen warten vergebens auf Beladungen. Ein wehmütiger Anblick ist das Gelände. Arbeitsplätze gingen verloren.
Im Gegensatz zu den Handelsschiffen erreichen wir das Lauwersmeer nur durch die Willems Loresluis. Der stark einsetzende Regen vermasselt uns die atemberaubende Fahrt im verzweigten Lauwersmeer. Ein Nebelschleier hat sich aufs Wasser gelegt. Der Wind bläst aus vollen Backen.
Mit der Eindeichung der Lauwerszee (Seitenarm des Waddenzees) 1969 entstand ein neues einzigartiges Naturgebiet. Das Meer wurde ein See. Bald darauf wuchsen auf den einstigen Wattenflächen Pflanzen, Sträucher und Bäume. In der wasserreichen stillen Landschaft leben Konikpferde und schottische Hochlandrinder. Über hundert Vogelarten brüten hier, darunter der majestätische Seeadler. Unzählige Zugvögel nutzen das Gebiet als Rastplatz und Tankstelle auf ihren langen Reisen von Norden nach Süden und umgekehrt.
Die Segelboote haben uns verlassen. Mutterseelen alleine biegen wir in den Jachthaven Noodergat in Lauwersoog ein. An einem Kopfsteg ist die Tafel auf Grün gestellt. Beim Umlegen der Leinen pfeift mir der Wind arg um die Ohren. Der Regen prasselt hernieder. Felix stellt den Motor ab und hilft mit das Boot an den Steg zu «fesseln».
Abendstimmung. Der Sturm hat sich beruhigt.
Nach einer Ruhepause studieren wir im Windfinder die Wetterlage für die kommenden Tagen. Sie sind vernichtend. Morgen Samstag werden die Windböen mit 60 bis 80 Km/h über das Wattenmeer fegen. Die Wellen werden eine Höhe bis 1,9 Meter erreichen. Furchtbar! Im Moment wissen wir nicht weiter. Müssen wir unsere Absicht begraben, eine Woche auf unserer Lieblingsinsel zu verbringen?