Mit Nachklang in den Ohren und müden Knochen vom Festival, sind wir trotzdem fit genug für die anstehende Verrichtungen. Beim Putzen der unteren Frontscheiben des Bootes, habe ich einen Scheibenwischer abgebrochen. Felix kümmert sich um einen Neuen. Der Kühlschrank ist bis auf ein paar Krümel leer. Das heisst: mit Sack und Pack zum nächsten Jumbo fahren und einkaufen.

Ausserdem hat Nikki einen Termin beim Hundefriseur. Fahrradfahren im Körbchen liebt er, aber auf den Tisch im Hundesalon gehoben zu werden, dagegen überhaupt nicht. Er tut es mit Zittern kund. Felix zeigt kein Erbarmen. Nach einer Stunde holt er ihn kurzgeschoren ab. Aus dem Yorkshire-Terrier, ausgehend vom Haarschnitt, ist irgend eine andere Hunderasse geworden.

Auf dem Rundgang durch Delfzijl mit ihren 24’700 Einwohnern, fallen uns Veränderungen auf gegenüber unseres Aufenthaltes im 2016. Damals konnte ich am schmalen Strand mein Badetuch ausbreiten. Jetzt sieht er verwahrlost aus. Ein mächtiger Deich erheb sich hinter ihm. Der Deichweg zum Hotel auf den Stelzen ist verschwunden. Das Gebiet ist abgesperrt, weil  Deicharbeiten ausgeführt werden.

Wir sehen die Docks, da Schiffe aus der ganzen Welt gelöscht werden. Die Umschlagplätze und die Werften sind der grösste Arbeitgeber der Stadt. Was eindrücklich ist, dass 17% der landesweiten Herstellung chemischer Produkte aus der Industrie von Delfzijl stammt. Insgesamt verdienen rund 14’000 Menschen ihren Lebensunterhalt hier.

Der Bahnhofplatz war vor drei Jahren im Umbau. Heute ist es ein Vergnügen in der Anlage zu verweilen. Ein aufgeschlagenes Buch erinnert an den belgischen Kriminalautor Georges Simenon (1903 – 1989). Er hauchte der Romanfigur des Inspektors Maigret Leben ein, auf einem Segelschiff vor Delfzijl.

Die Stadt ist zum Teil von einer hässlichen Wasserschutz-Mauer umgeben. In der Innenstadt ist es ruhig. Kaum Leute tummeln sich in der Fussgängerzone. Die Gehwege scheinen neu gestaltet zu sein. Ein Bub vergnügen sich am Wasserspiel. In der Peripherie sind moderne Quartiere mit Einfamilien- und Mehrfamilienhäuser entstanden. Mit historischen Bauten kann die Stadt nicht punkten.

Nicht verwunderlich: Am 11. Mai 1940 wurde Delfzijl von Truppen der deutschen Wehrmacht besetzt. Vom 23. April bis zum 2. Mai 1945 griffen die Westalliierten an und schnitten den deutschen Besatzungssoldaten den Fluchtweg ab. Delfzijl wurde dabei schwer beschädigt.

Delfzijl wird sich in den kommenden Jahren stark verändern. Ihr ehrgeiziges Projekt nennen sie MARCONI und beinhaltet: Erweiterung des Sandstrandes, eine Wander- und Radfahrpromenade mit Freizeiteinrichtungen, zwei Brücken, die vom Zentrum zur Promenade führen, eine Vogelinsel und eine Salzwiesenlandschaft vor der Küste.  Die Salzwiesen wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von der Industrie verdrängt.