Das Wetter ist so, wie die letzten Tage – Wind ca. 4-5 Beaufort. Die Wellen überschlagen sich, bilden Krönchen und der Himmel ist bewölkt. Aber es regnet nicht. Bei diesen Wellen und Wind von 190° – 210° wird der 1. Drittel unserer Etappe ungemütlich sein. Ich versichere Felix keine Angst zu haben und verkünde: „Komm wir fahren los!“
Die Wellen prallen steuerbordseitig auf das Boot. MY De Swel wird dabei ganz ordentlich durchgeschüttelt. Ich halte mich am Sitz fest. Felix steuert gewissenhaft durch die Wellen mit ziemlich hoher Geschwindigkeit, damit das Boot einigermassen stabil bleibt. Gischt stäubt über das Deck, während der Bug in die typisch kurzen Wellen des Markermeeres eintaucht. IJsselmeer und Markermeer sind nur 2,5 Meter tief.
Ein Frachter lenkt in unsere Fahrbahn. Felix muss den Motor drosseln. Das ist überhaupt nicht toll!
Plötzlich fährt der Frachter langsam. Über Funk wird uns mitgeteilt, wir sollen überholen.
Kaum sind wir neben im gibt der Frachter schlagartig Schub.
Felix vereinbart per Funk hinter ihm zu fahren.
Ohne Ankündigung dreht der Frachter ab.
Das Verhalten des Steuermann ist überhaupt nicht seemännisch!
Zum Glück sind wir ihn los.
Nachdem wir «Kap Hoorn“ (haben wir so benennt) auf diesem Teufelsritt umrundet haben, dreht Felix auf 30° ab. Die Wellen treffen jetzt die restlichen ⅔ der Tour einigermassen erträglich aufs Boot. Ich muss mich nicht mehr am Sitz festklammern.
Über die Schleuse des Naviducts Enkhuizerzandijk gelangen wir ins IJsselmeer. Der Verkehr rollt unten durch und weiter auf dem Houtribdijk nach Lelystad.
Bald gelangen wir zum Stadteingang Enkhuizen mit dem Drommedaristurm, ein Überrest der Stadtbefestigung von 1540. Im Binnenhafen ergattern wir den letzten Platz an der Hafenmauer direkt beim Hafengebäude. Die Lücke reicht beinahe nicht aus für unser Boot. Felix schafft die Zentimeterarbeit. Sein Motto: Geht nicht – gibt’s nicht!