Der Abschied vom gemütlichen Hafen beim Städtchen St. Venant fällt mir nicht leicht. Die Leute sind überaus freundlich gewesen. Durch den Verleih von allerhand wassertauglichen Geräten, war emsiger Betrieb im Hafen. Vom Achterdeck schauten wir den Rudernden zu, die in dicken Rettungswesten steckten.

 

Die Kurve um unser Boot war für manche schwierig. Dabei touchierten sie den Badesteg. Sie lachten und grüssten freundlich. Wir fanden es ebenso amüsant.

 

 

 

 

 

 

Kaum aus dem Hafen fahren wir in die erste Schleuse. Sie hat extra für uns um 09.00 geöffnet. Bei der nächsten überreicht uns der Schleusenwärter ein Selbstbedienungsgerät mit Anleitung.

 

 

 

 

Die Sonne brennt aufs Boot. Die Bäume am Kanalufer spenden hin und wieder wohltuenden Schatten. Um die Mittagszeit, bei Sonnenhöchststand, erreichen wir die Écluse Bac de Saint Maur. Ich ziele mit dem Kästchen auf die Tafel und drücke die Eins. Das Bestätigungslicht blinkt. Nebst der roten Ampel leuchtet die grüne auf. Unverhofft schalten die Ampeln aus. Die Schleuse macht keinen Wank. Felix fährt rückwärts zur Tafel. Ich drücke nochmals die Taste 1. Wieder nichts.

Auf der Anleitung sind 3 Telefonnummer aufgeschrieben. Die Erste wird angewählt. Der Telefonbeantworter meldet sich. Bei der Zweiten klappt es. Sie versprechen einen Angestellten vorbei zu schicken. In der Zwischenzeit richte ich Sandwiches. Ein Angestellter von Voies Navigables de France erscheint. Wir sind just beim Kaffeetrinken. Er wartet geduldig bis wir unsere Tassen ausgetrunken haben und schleust uns durch. Die Selbstbedienungsanlage ist wahrhaftig defekt.

Den verträumten Fluss Lys verlassen wir bei der Stadt Amertières und biegen in Canal de la Deûle. Er ist für die Berufsschifffahrt ausgebaut. Unter der breiten Stadtbrücke winken und rufen uns zwei Männer zu. Ein kleines Motorboot ist quer im Kanal. Auf Englisch geben sie Anweisung, neben die Brückenpfeiler zufahren. „Meine Güte wieder eine Bootskontrolle!“ rufe ich Felix zu. Die Männer sind Polizisten in Zivilbekleidung. Sie helfen mir die Leinen um die Pfeiler zu legen. Wir müssen warten, da Taucher den Kanal absuchen.

Von der Brücke aus sehen wir nicht bis zur Unglücksstelle. Nach einer halben Stunde gibt es Entwarnung. Wir fahren um die Biegung. Etliche Polizeiautos, Polizisten in Uniform, zwei Hunde, Taucher und mehrere Leute von der Justiz sind vor Ort. Wir haben nicht nachgefragt, was geschehen ist – hätten sowieso keine Auskunft erhalten. Angesichts des grossen Aufgebotes von Gesetzeshütern, nehmen wir an, dass es sich um einen schwerwiegenden Fall handelt.

 

 

 

Ausgelaugt von der Hitze beschliessen wir in den nächsten Hafen zu steuern. Ein freier Steg, kanalseitig des Port de plaisance Deûlémont , lädt uns buchstäblich zum Anlegen ein.

 

 

 

 

Der Hafenmeister massregelt Felix. Anstatt zu Fuss ihn aufzusuchen, hätte Felix  vor dem Vertäuen des Bootes anrufen sollen. Nur, seine Telefonnummer ist derart ungeschickt angebracht, dass wir sie nicht sehen konnten. Der Hafenmeister benimmt sich übellaunig.

Verschwitzt freuen wir uns auf eine angenehme Dusche. Daraus wird nichts. Trotz Einwurfes von fünfzig Pfennigstücken sprüht kein warmes Wasser aus der Brause. Ich ziehe unsere Bootsdusche vor. Felix duscht kalt. Den Hafenmeister deswegen aufzusuchen, haben wir absolut kein Verlangen! Morgen werden wir weiter reisen.