Mit unseren Sechs- und Dreigängern, ohne elektrische Hilfe, fahren wir übers Land. Die Tour führt uns an Wasserläufen entlang, durch Dörfer, Baumalleen, Wiesen und Felder. Weit über die Mittagszeit, dennoch rechtzeitig, als sich der grosse Hunger bemerkbar macht, erreichen wir das Städtchen Damme mit seinen 11’000 Einwohnern.
Nach dem Lunch und einem Uilenspiegel Kaffee mit Eierlikör, wollen wir im Museum mehr über Till Uilenspiegel erfahren. Er wird mit Bildern aus fünf Jahrhunderten präsentiert.
Der flämische Schriftsteller Charles der Coster, geboren 1876, verfasste einen Roman über die Legende von Till Uilenspiegel (Eulenspiegel). Das Buch schildert den Freiheitskampf der Flamen gegen die spanische Herrschaft im sechzehnten Jahrhundert. Die legendäre Gestalt des Eulenspiegels wird zum flämischen Volkshelden.
Coster liess in seinem Roman Till Uilenspiegel im Mai 1527 in Damme das Licht der Welt erblicken. Deshalb mauserte sich das Städtchen zum Bücherdorf Flanderns.
Till Eulenspiegel zeigte mit seinen Spässen den Leuten auf, dass sich hinter ihrem schadenfrohsten Gelächter immer eine Portion Weisheit verbargt.
Und ein Denkmal? Am Kanal bildet eine lustige, von Jef Claerhout geschaffene Figurengruppe auf einer Mauer, das Uilenspiegel-Denkmal. Sogar ein Uilenspiegel Bier wird hier angeboten.
Sechs Kilometer im Schatten einer Baumallee (sehr erholsam) und auf dem Deich des Kanals Brügge-Damme fahren wir nach Brügge zurück.
Zwei Kurzgeschichten von Till Eulenspiegel, im Museum gelesen und nachgeschrieben:
Dem kleine Till wurde an seiner Taufe sein Kopf reichlich mit Weihwasser gewaschen. Er schrie wie am Spiess. Ein ausgiebiges Fest folgte. Die Bäuche füllten sich mit Speis und Trank. Alle waren am Schluss angesäuselt. Die Taufgesellschaft trat den Heimweg an. Till glitt aus den Armen der Frauen. Er landete in einer scheusslichen Pfütze. Wiederum schrie er, was seine Lunge hergab. Zuhause wurde der tropfnasse und schmutzige Täufling in ein warmes Seifenwasserbad gesteckt. Das zauberte ein Lächeln in sein Gesicht. Es wurde gesagt, Till Eulenspiegel sei jetzt mit allen Wassern gewaschen.
Der Bäckergesell
Auf seiner Wanderschaft liess er sich bei einem Bäckermeister anstellen. Der Meister befahl ihm, während der Nacht, zu backen. Till fragt ihn, was er den backen soll? Der Bäckermeister empört sich ab der Frage. Er sagt zu ihm, er könne Eulen und Meerkätzchen backen. Wie ihm geheissen, verrichtete Till die Arbeit. Am Morgen sah der Bäckermeister, was Till aus dem Teig geformt und gebacken hat. Er wurde zornig und befahl Till samt den Backsachen zu verschwinden. Till bezahlte dem Meister das Mehl. Die Eulen und Meerkätzchen packte er in einen Korb. Mit ihm marschierte er auf den Markt. Die Leute waren entzückt und riefen: “Wie schön, einmal etwas anderes anstatt die langweiligen Semmeln.“ Da es Vorweihnachten war, kauften sie die Brottierchen zum Verschenken. Till Eulenspiegel verdiente weit über den Preis des Mehls. Der Bäckermeister vernahm davon. Er eilte auf dem Markt. Till war schon über alle Berge. Die Leute lachten den Bäcker aus.