27. August – 1. September
In der Altstadt Leer laden kleine und feine Geschäfte zum Stöbern ein. Zum Verweilen setzt man sich in eine Teestube, Café oder Restaurant, die reichlich vorhanden sind.
Die Geschäfte in der Fussgängerzone schliessen bereits um 18.00 und die Gassen leeren sich. So kann ich in der Ruhe fotografieren. Ansonsten sind sie voll mit Touristen.
Die Friesland-Krimifilme des ZDF werden hier gedreht. Die Polizeistation ist jeweils in der Bibliothek untergebracht. Keine spannende Mörderjagd wird aktuell gelöst.
In der Teestadt Leer wird die Tradition des Teetrinkens nicht nur gepflegt, sie ist Bestandteil des täglichen Lebens. Uns ist es zu heiss für eine Tasse Tee. Ein Eis ist die bessere Variante für eine Abkühlung.
Im Heimatmuseum, ein ehemaliges Kaufmannshaus, lesen wir die Entwicklung vom Torf zum Container. Der Torf-, Muschel- und Sandhandel und Umschlagplatz waren einst sehr bedeutend in Leer. Die Torfmuttjes kamen von den Fehnen hoch beladen mit Torf und machten vor der Waage fest. Sie löschten und verkauften den Torf und nahmen als Rückfahrt Baumaterialien, Güter oder auch eine Ladung Schlick zur Verbesserung der abgetorften Böden mit auf die Fehne. Die Leute aus den Fehnen heuerten auf Segelschiffen an. Sie gingen auf weltweite Fahrten. Im 19. Jh. wurden die hölzernen Segelschiffe durch Schiffe aus Eisen verdrängt. Dann folgte die Epoche der Dampfschiffe.
Die Leeraner Eigner-Kapitäne wagten den Schritt in die Zukunft und sind mit ihren Reedereien sehr erfolgreich. Leer ist heute der grösste deutsche Reedereistandort nach Hamburg. Ostfriesische Seeleute sind auf allen Weltmeeren unterwegs.
Die gebleichte und veredelte Leinwand gehörte im 17. und 18. Jh. zu den Spitzenprodukten in Leer. Manch Webstuhl stand in einem der kleinen Reihenhäuser. Reederfamilien dominierten den Handel. Ende des 18. Jhs. begann die Industrialisierung des Textilgewerbes. Die Weber gerieten in Not. Die Weberzunft löste sich auf.
Die Vergangenheit der Stadt als Handel- und Hafenstadt ist stetig spürbar, wie der Speicher, das Rathaus, die Kaufmannshäuser, die Waage, alter Hafen und anderes mehr.
05.45 Felix weckt mich. Wir müssen um 07:30 vor der Brücke sein für die Öffnung und dann 08:00 in der Schleuse, die uns in die Leda lässt. Eine Stunde am Schwimmsteg in der Leda warten wir bis das Wasser ausläuft und zweigen nachher ab in die Ems. Die Fahrrinne ist betont. Die Ems ist beinahe spiegelglatt. Sie zieht ordentlich. In Emden befindet sich ein grosses VW-Werk. Wir sehen, wie neue Fahrzeuge in Frachtschiffe verladen werden. Vom Dollard geht es in den Seehafenkanal Delfzijl. Mit einem Frachtschiff und einem Museumssegler werden wir in der Seeschleuse nach oben gebracht. Felix montiert den niederländischen Wimpel. Im Jachthafen `t Dok Abel Tasman legen wir an. Freunde aus der Schweiz besuchen uns. Ein Jass ist garantiert.
Delfzijl ist seit Jahrhunderten von Wasser und Schifffahrt geprägt. Schon im sechzehnten Jahrhundert verfügte die Stadt über einen Hafen. Noch heute bildet sie für Groningen das wichtigste Tor zum Wattenmeer und zur Nordsee. Die Stadt erlebte Besetzungen und Überflutungen. Ein massiver Damm schützt sie mittlerweile vor Sturmfluten. Touristisch gesehen ist Delfzijl nicht unbedingt eine Attraktion.
Das Wochenende wollten wir in Appingedam verbringen. Doch die Brücke zum schmucken Städtchen ist defekt. Zudem schleift ein Keilriemen gehörig. Wir entscheiden, nach Groningen zum Oosterhaven zu fahren und gelangen inmitten eines Kanalschwimmens für jedes Alter und jede Schwimmfähigkeit.
In Groningen, die Mulitkulti-Stadt, geht es quirlig zu und her. Hier leben 243’833 Einwohner (Stand 01.01.1024), davon 59’000 Studenten. Die Universität ist der grössten Arbeitgeber der Stadt. Die Geschäfte sind auch sonntags geöffnet. X-Hundert Radfahrer flitzen durch Strassen. Als Fussgänger ist Vorsicht geboten, weil die Radler nicht anhalten beim Überqueren eines Radstreifens. Hier treffen Gegensätze aufeinander, wie historische und moderne Bauten, Ruhepools und Hot Spots.
Felix durchkämmt das das Internet nach einer Werft in der Nähe. Die Werft »NO LIMITS SHIPS« im Industriegebiet von Groningen könnte die Reparatur bewerkstelligen. Hoffentlich rufen sie uns am Montag an.