26. August
Im Ostfriesland begann die Verwendung des Tors als Brennmaterial durchaus schon in vorchristlicher Zeit. Bevölkerungswachstum, Industrie, Handwerk und erhörter Wohnkomfort liessen im Laufe der Zeit den Bedarf an Brennmaterial im holzarmen Küstengebiet massiv steigen. Die unwegsamen Moore wurden mit Kanälen im Gebiet der Ijssel und der Weser erschlossen. Fehnsiedlungen entstanden. In den 1960er Jahren wurden viele dieser Kanäle zugeschüttet. Einige bestehen noch, sind gar nicht oder nur noch zum Teil befahrbar. Der vor gut 150 Jahren erbaute historische Elisabethfehnkanal ist durchgängig schiffbar. Die Schleusenanlagen und Klappbrücken werden von Hand betrieben.
Morgens um 08:00 öffnet ein Kanalwärter die erste Klappbrücke für den Konvoi, bestehend aus drei Booten. Wir bilden den Abschluss. Im Kanal fährt man mit gedrosselter Geschwindigkeit, aufgrund des Sogs.
Die Brückendurchgänge und die Schleuseneinfahrten sind sehr eng. Ich im Ausguck, melde Felix jeweils die Abstände zu den Wänden. Vier Schleusen und neun Klappbrücken öffnet der Kanalwärter.
Alles ist reibungslos gegangen und fahren nun in die Leda. Eine Zugbrücke in der Leda wird verspätet gehoben, trotz der Anmeldung gestern.
Wir sind unter Zeitdruck, weil das Wasser in der Tat davonläuft. Ein Boot bleibt stecken. Unsere Hilfe will der deutsche Eigner nicht annehmen. Sein Kollege auf dem zweiten Boot zieht ihn aus dem Sand und Schlamm. Wir verabschieden uns von ihnen. Eine Stunde lang ist die Konzentration von Felix gefordert, immer mit Blick auf die Tiefenmesseanzeige.
Die Leda windet sich in Schlaufen. Nach und nach wird sie breiter und tiefer. Wir fahren jetzt gegen den Strom, das Wasser läuft ein.
Der Höhepunkt des heutigen Tages ist: Die Seeschleuse Leer ist geöffnet. Der Schleusenwärter erlaubt die Einfahrt bereits um 15.30 und schleust uns alleine durch. Ansonsten hätten wir bis um 18:00 am Wartesteiger vor der Schleuse bleiben müssen.
In der Stadt Leer, das Tor zu Ostfriesland, bleiben wir drei Nächte.
Übersichtskarte: Küstenkanal – Elisabethfehnkanal – Leda – Leer