15. – 21. Juli

Zum letzten Mal und bei sonnigem Wetter bummeln wir durch die schönste Ecke Lauenburgs. Die mittelalterlichen und gotischen Backstein-Giebelhäuser in der Elbstrasse sind bewundernswert. Sie erzählen ihre Geschichte anhand von Tafeln gleich selbst. Zwei davon habe ich ausgewählt.

Dieses, grosszügig im Winkel kurz vor Ende der Franzosenzeit 1811 von Johann Heinrich Gottfried Hilliger erbaute Haus, hatte drei Vorgängerhäuser. Sie wurden 1777 und 1783 durch von dem Schlossberg herabstürzende Erdmassen stark beschädigt. Der Kuhstall wurde vernichtet, der Schweinestall «ganz in einen Klumpen geschoben».

Der Kaufmann Wilhelm Heinrich Hiller, Erbe, machte mit den Franzosen gemeinsame Sache und verdiente so gut daran, dass er sich dieses prächtige Haus bauen konnte. Schwedisches Eisen verschiffte er über den Stecknitzkanal und verkaufte es auch an Friedrich Wilhelm III., den Gegner Napoleons.

Der Schiffer und Brauer Franz Bartless wohnte im Nachbarhaus Elbstrasse 105. Er betrieb dort eine florierende Bierbrauerei. Es mangelte ihm an Speicherraum, sodass er auf diesem Hausplatz 1693 einen Speicher errichten liess. Gleichzeitig wurde im Giebel eine starke Winde einbaut, die die Braugerste und den Hopfen auf die einzelnen Böden hievte. 1806 wechselte der Speicher zu Bürgermeister Graack, der im Haus 101 wohnte und sich hier eine Gewürzhandlung einrichtete. Die imposante Winde nimmt noch heute Raum inmitten der Wohnung ein.

Die zwei Bilder sprechen für sich, wer Einzug hält!

Unser Sohn Boris trifft mit seiner Familie, Hündin Emily und unzählige Gepäckstücke ein. Alles findet einen Platz auf und im Boot.

Die Kleine geniesst ihre erste Bootsfahrt auf dem Elbe-Lübeck-Kanal nach Mölln. Das Boot wir mit ihren Patschhändchen gründlich erforscht. Für sie beginnt eine kuschelige Zeit um so viele Erwachsene. Bei Motorengeräusch schlummert sie entspannt in ihrem eingerichteten Bettchen in der Achterkabine..

Die Strasse durch die Altstadt in Mölln ist tief aufgerissen. Sie gleicht einer endlosen Baustelle. Neue Leitungen für Fernwärme werden verlegt. Bei Regen zwängen wir uns auf schmalen Fusswegen zum kleinen Museum Till Eulenspiegel.

Wir erfahren Neues über den sagenumwobenen Burschen. Das Buch von Till Eulenspiegel entwickelte sich schon im 16.Jhdt. zu einem frühen Bestseller zum Missfallen der Kirche und der städtischen Mittelschicht. Nach päpstlichem Entscheid durfte das Buch von den Gläubigen nicht gelesen werden. Druck und Vertrieb wurden von der Inquisition verfolgt. Erst nach 1970 konnte die Frage geklärt werden, wer der Autor des Till Eulenspiegels sein könnte. Vermutlich entstand das Buch als Werk des Braunschweiger Zollschreibers Herrmann Bote. Er war der schärfste Kritiker der städtischen Mittelschicht. Im deutschsprachigen Raum erschien in den letzten 100 Jahren über 70 Bearbeitungen. Till Eulenspiegel wurde als Kinderfreund und harmloser Geselle charakterisiert.

Der Sommer meldet sich zurück. Im Elbe-Lübeck-Kanal fahren wir zur Hansestadt Lübeck und passieren dabei fünf Schleusen. Auf dem Travefahrwasser geht es an der Industrie von Lübeck vorbei und erreichen den Stettiner Yachthafen bei Bad Schwartau auf der Teerhofinsel. 

Ein Hafen mit lauter Segelyachten, insgesamt 70. Es ist sehr gemütlich hier. Ein freundlicher Hafenmeister hat die Aufsicht. Gegenüber erstreckt sich ein Wald für Spaziergänge.

So entstand der Name der Insel: Der Teer (Holz), einst ein wichtiges Handelsgut aus Skandinavien, wurde ausserhalb von Lübeck gelagert, weil er sehr feuergefährlich war. Die Lübecker errichteten einen Teerhof. Die Tauwerke der Segelschiffe wurden hier durch das Teeren so vor Verrottung geschützt.

Von Bad Schwartau erreichen wir mit DB in fünf Minuten den Hauptbahnhof in Lübeck und streifen durch die Altstadt. Die historischen Bauten sind wie immer bewundernswert. Auf dem Platz vor dem Heiligen Geist Hospital treffen wir unverhofft auf einen Übergangsgarten. Er nennt sich so. Hunderte von Blumen blühen in Holzkisten. 

Auf Wunsch von Felix kehren wir ins Restaurant Schiffer Gesellschaft ein und auf Wunsch vom mir nachher ins Café Niederegger.

MY De Swel wandelt sich vom Familienboot zurück zum Seniorenboot, da unsere Gäste abreisen. Wir bleiben über das Wochenende im Stettiner Yachthafen. Für uns ist es zu heiss für die Rückfahrt im Elbe-Lübeck-Kanal mit all den Schleusen.