05. Juni – 10. Juni
Bei schönstem Sommerwetter fahren wir südlich im Stettiner Haff zum Seebad Ueckermünde. In der langen Einfahrt auf der Uecker zum Stadthafen streben Boote aller Art zum Haff hin.  Ein Gewuschel ist das! Im Hafenareal neigt sich das Haff Sail, ein maritimes Volksfest zur Förderung der Beziehung mit Polen, dem Ende zu. Der Rummelmarkt ist noch in Betrieb. 

Anhand eines Stadtbummels frischen wir unsere Erinnerungen auf, denn 2017 waren wir kurz hier. Was jetzt auffällt, sind die ausgeräumten Ladenlokale – bitterlich für das Image der gepflegten Altstadt Ueckermünde.

Auffallend sind die Fassadenelemente aus Stuck der stillgelegten Fleischerei in der Altstadt. Vornehm sieht sie aus.

 

In nordöstlicher Richtung durchqueren wir das Stettiner Haff zur Kaiserfahrt (Kanal Piastowski). Der natürliche Verlauf des Flusses Swine zur Marine, zum Handels- und Fährhafen von Swinemünde wurde 1875 bis 1880 begradigt und vertieft. Auf dem Kanal herrsche reger Verkehr und Sportboote müssen auf dem äussersten rechten Rand des Fahrwassers fahren, so vermerkt auf der Seekarte. Nur ein Handelsschiff ist unterwegs auf der 15 km langen Wasserstrasse, die eine wichtige Zufahrt von Stettin zur Ostsee ist.

Es ist immer ein besonderer Moment, in einem Seehafen an Schiffe, Terminals und Kräne vorbeizufahren. Peter Pan tritt gerade seine Reise an. Wir biegen ab in den Yachthafen Basen Póloncny von Swinemünde und finden an der Mole ein Lücke um anzulegen. Nebenan erstreckt sich der bewaldete Zdrojowy-Park. Das kleine Hundeherz freut sich auf einen langen Auslauf im Park.

Im Radwanderführer finden wir einen Tourenvorschlag, der uns durch die Stadt Swinemünde führt und über die Landesgrenze von Polen nach Deutschland zum Fischerdorf Kaminke. Es ist an der Steilküste zum Stettiner Haff gebaut. Hier rasten wir im urigen Restaurant. Die Strasse durch das Dorf ist sehr steil und verlangt ein Hochschieben der R.äder.

Unser nächstes Ziel ist die Kriegsgräber- und Gedenkstätte. Sie entstand 1944 auf dem Golm, der höchsten Erhebung der Insel Usedom, ein Friedhof für deutsche Soldaten. Tausende zivile Opfer eines verheerenden amerikanischen Luftangriffs am 12. März 1945 auf Swinemünde und Kriegsopfer aus Ost- und Westpreussen wurden hier beigesetzt. Im Besucherzentrum lesen wir über Schicksale der Opfer. Sie berühren tief.

Als der Badetourismus zu Beginn des 20. Jahrhunderts an der Ostsee in Fahrt kam, wollte auch der deutsche Hochadel, allen voran Wilhelm II., letzter deutscher Kaiser  1888 – 1919, nicht fehlen. Von Berlin war es problemlos, mit der Bahn nach Usedom zu gelangen. So entstanden die heute als Kaiserbäder bekannten Seebäder Heringsdorf, Ahlbeck und Bansin. Mehrstöckige Villen mit hölzernen Balkonen und Veranden zeichnen die Bäderarchitektur aus. Trotz manchen Verfalls blieben sie über die DDR-Zeit erhalten. Heute stehen die Villen in neuem Glanz da.

Auf dem grosszügigen Fahrradweg der Europa Promenade (durchgehender Strand seit 2011) entlang und immer geradeaus radeln wie von Swinemünde mit einem Heer von Gleichgesinnten von einem Kaiserbad zum anderen. Die weissen Villen entzücken einen. Ich fange sie mit meiner Kamera ein, derweil Felix geduldig wartet. Senioren und Seniorinnen bevölkern die Seebäder. Rollators zuhauf werden geschoben. In der offiziellen Ferienzeit werden es dann Kinderwagen sein. Wie die Kurgäste promenieren wir auf den Seebrücken. Diejenige in Heringsdorf ist mit Shops bestückt und voller Kauffreudigen.  Auf gleichem Weg geht es zurück zum Boot.

In Swinemünde wurde mächtig investiert für Badeferien und Tagestourismus. 

Am 08. Juni geraten wir in der Stadt in eine Prozession. Fronleichnam wird gefeiert. Deshalb sind die Läden geschlossen und deshalb wird der Bootskühlschrank leer bleiben.

Der nächste Bestimmungsort ist die 60 km entfernte polnische Stadt Stettin.  Wir beschliessen, einen Zwischenhalt in Trzebiez für eine Nacht einzulegen. Der Entscheid ist goldrichtig gewesen, denn die Fahrt im Stettiner Haff ist beschwerlich mit den Seitenwellen. Im kleinen Port Jachtowy Trzebriez legen wir am äusseren Schwimmsteg an. Er schaukelt heftig und das Boot dazu. Felix trägt Hündchen Nikki ans Land, ansonsten wäre er wegfegt worden. Es ist schrecklich hier. Der Entschluss ist schnell gefasst auf die gegenüberliegende Hafenmauer zu verholen. Mit Ruhe und Geduld lässt Felix MY De Swel vom Wind seitlich zwischen den vertäuten Booten links und rechts treiben. Ein Mann schaut uns skeptisch zu, weil der Platz knapp ist. Das Manöver ist besten verlaufen. Für mich ist die Welt wieder in Ordnung. 

Am anderen Morgen vor der Weiterfahrt

Kaiserwetter  und spärlicher Schiffsverkehr führen zur einer angenehmen Fahrt auf der Oder nach Stettin. Die Temperatur steigt auf 29°C. Die Industrie um die Stadt  ist gewaltig. Die Altstadt erstreckt sich am Westufer der Oder.

In der Marina NorthEast legen wir an. Die Promenade ist festlich gestückt. Ein neuer Bau in Schiffsform wurde bei den ausgemusterten Kränen hochgezogen. Was  verbirgt sich darin?