ex. Towarischtsch, ex. Gorch Fock)
Stolz ist das Schiff, das wir lieben – weiss seine Segel, die sich bläh’n – stets hat der Wunsch uns getrieben – hoch vom Mast weit auf die See hinaus zu seh’n
…. so lautet der Refrain des «Gorch-Fock-Liedes» welches zum Repertoire eines jeden Shantychors gehört
Diese stolze 3-Mast Bark im Hafen von Stralsund hat eine ganz spezielle Geschichte mit drei Schiffsleben.
Das 1. Leben
1933 Stapellauf des 83 m langen uns 12m breiten Segelschulschiffes mit 23 Segeln in Hamburg bei der Werft Blom & Voss nach nur 100 Tagen Bauzeit
Der Name «Gorch Fock» entstand nach dem Pseudonym des niederdeutschen Schriftstellers und Seefahrtdichters Johann Kinau (1880-1916) welcher bei der Seeschlacht am Skagerrak ums Leben kam.
1939 – 1945 Das Schiff liegt im Hafen von Stralsund und dient als stationäres Schulschiff
1945 Ende April, Ende des 2. Weltkrieges wird die Gorch Fock von der deutschen Marine eigenhändig vor Stralsund versenkt, damit sie nicht in die Hände der Russen gelangt
Das 2. Leben
1947 Die UDSSR hebt das Schiff und stellt es in den Werften Rostock und Wismar wieder in Stand
1951 Die Gorch Fock erhält den russischen Namen Towaritschtsch (Kamerad) und wird als Handelsmarine-Schulschiff betrieben
1990 Nach Auflösung der UDSSR segelt die Bark neu unter ukrainischer Flagge mit Heimathafen Cherson
1993 Es wird still um die alte Lady. Die Liste der erforderlichen Reparaturen wird immer länger und die Mittel in der Ukraine sind knapp
1999 Der Verein «Tall Ship Friends e.V.» vermittelt einen Liegeplatz in Wilhelmshaven (D)
Auch hier können wegen fehlender Finanzen keine Reparaturen ausgeführt werden.
Das 3. Leben
2003 Der Verein kauft die Towaritschtsch. Die Bark wird mit einem speziellen Dockschiff (Huckepack) nach Stralsund verholt. Die Hansestadt stellt einen kostenlosen Liege-platz zur Verfügung. Nach den ersten Reparaturen erhält der 3-Master seinen ehe-maligen Namen Gorch Fock zurück, mit der Zusatzbezeichnung «Gorch Fock I» um ihn von der 1958 neu erbauten Gorch Fock der Bundesmarine zu unterscheiden.
2022 Bis heute wurden € 1,5 Mio. Spendengelder investiert, sowie ehrenamtliche Arbeits-leistungen im Wert von € 2,4 Mio. Aber es ist noch vieles an Instandstellung nötig, um jemals wieder die Konzession zum Segeln erhalten.
Ich besuche das Schiff anlässlich unseres mehrtägigen Aufenthaltes in der geschichtsträchtigen Hansestadt. Auf dem Vordeck spüre ich 1:1 was es heisst, wenn der Wind mit 6-7 Beaufort (40-55 km/h) bläst und dies im Hafen, geschweige denn auf offener See.
Wir werden erst Morgen unsere letzte Etappe zum Winterlager in der Baltic Werft nach Kröslin, an der Peene-Mündung in Angriff nehmen und hoffen auf eine möglichst angenehme Überfahrt.
Text / Felix