Schweden – eine turbulente Vergangenheit

Ein eindrücklicher Besuch im Schifffahrtsmuseum Kalmar

Schon seit Jahrhunderten kämpfen Schweden und Dänemark immer wieder um die Vorherrschaft der Länder des skandinavischen Grossreiches. Die Seeherrschaft bestimmt jeweils die Gebietsansprüche der Länder. Die Schiffe werden immer grösser, um die Bewaffnung mit den schweren und zahlreicheren Kanonen an Bord aufzunehmen. Brutale Seeschlachten in der Ostsee, teilweise mit verbündeten Ländern, entscheiden über sein oder nicht sein.

Nachdem das Flaggschiff der königlichen Marine, die VASA, bereits bei der Jungfernfahrt nach 20 Minuten im Hafen von Stockholm wegen Toplastigkeit gesunken ist (1678), werden fleissig weitere Kriegsschiffe gebaut.

Ein Schiff, welches grösser und stärker als das Flaggschiff der Dänen ist muss es sein. Im Jahr 1665 erfolgt die Kiellegung der Kronan auf der königlichen Marinewerft in Stockholm. Wegen fehlender Gelder verzögert sich der Bau und erst 1672 läuft die Galeone vom Stapel.

Die beeindruckenden Eckdaten der KRONAN: (in Klammer = Vergleich mit VASA)
Länge über Wasserlinie:  53m (47m) / Breite:  13m (12m) / Masthöhe: 60 m (52 m)
Bewaffnung:  115 Kanonen aus Bronze (64 Kanonen) / Besatzung: 500 Seeleute und 300 Soldaten (ca. 450 Mann) / Verdrängung: 2’300 t (1’200 t)

Lorentz Creutz, Admiral der schwedischen Flotte und
Kapitän auf Kronan
Stuhl des Admirals, Fund aus dem Wrack

Die 115 Kanonen, aus wertvoller Bronze gegossen, wiegen allein 200 t und schlagen mit über 50% der Herstellungskosten des gesamten Schiffes zu Buche. Sie sind über 3 Decks verteilt und die Reichweite beträgt 1’500 bis 2’000 km.

Die Geschichte schreibt das Jahr 1676. Schweden und Dänemark kämpfen um die ehemaligen dänischen Besitztümer in Südschweden. Die Kronan soll im Juni 1676 zur schwedischen Flotte vor der Insel Öland stossen, um gegen die vereinigte niederländisch-dänische Flotte die Seeherrschaft auf der Ostsee zu bestreiten.

Bei einem riskanten Wendemanöver unter vollen Segeln wird die Kronan von einer Windböe erfasst und gerät in Schieflage. Dabei lösen sich vermutlich die Verankerungen der Kanonen auf einer Seite, Pulverfässer werden zertrümmert und kommen in Kontakt mit den brennenden Lunten. Das Schiff explodiert und sinkt sehr schnell. 839 Mann der Besatzung werden in die Tiefe gerissen und nur etwa 50 Mann überleben das Unglück. Der Untergang der Kronan gilt als das grösste Schiffsunglück in der Geschichte Schwedens.

1680-1686  Mit Hilfe primitiver Tauchglocken können 60 Kanonen geborgen werden,
dann ruht die Kronan während rund 300 Jahren auf dem Grund der Ostsee.

1980           Dem schwedischen Meeresbiologen Anders Franzén gelingt es vor Öland
in 30 m Tiefe das Wrack der Kronan zu orten. Franzén entdeckte auch   
1956 das Wrack der VASA.

Im Gegensatz zur VASA wurde das Wrack der Kronan nicht gehoben. Den freiwilligen, professionellen Tauchern ist es zu verdanken, dass in jahrelangen, sorgfältigen Tauchgängen viele interessante Objekte, in ausserordentlich gutem Zustand geborgen werden. Die Ostsee, mit ihrem niedrigen Salzgehalt, hat sie während Jahrhunderten gut konserviert. Diese Zeitzeugen liefern uns heute wertvolle Hinweise auf das Leben und Arbeiten der damaligen Zeit. Essgeschirr, Bekleidungsstücke, Stiefel, Schuhe, Seemannskisten mit Inhalt, Musikinstrumente, Werkzeuge aller Art, Gewürze, Tabak, Obst, Trauben und komplett erhaltene Skelette werden geborgen. Das Highlight der Funde ist jedoch ein enormer Schatz an Silber- und Goldmünzen (ca. 7’000 Stück)

Die Besatzung eines Kriegsschiffes besteht aus Bootsleuten, die das Schiff segeln und aus Schützen, die die Kanonen bedienen. In Friedenszeiten wird die Besatzung als Tagelöhner bei den Bauern der Gegend eingesetzt, welche wiederum verpflichtet sind, ihnen Unterkunft und einen Teil des zum Leben notwendigen zu gewähren.

einige sehr wertvolle Goldmünzen
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Die Ausstellung ist gut arrangiert und ausserordentlich interessant und mitreissend gestaltet. Für die Kinder (und das haben wir in anderen Museen Schwedens oft gesehen), wird viel Raum themenbezogen und äusserst attraktiv zum Spielen bereitgestellt. Wir verbringen drei Stunden im Museum.

Text / Felix