Die dreitägige Pause ist vorüber. Frisch motiviert verlassen wir Fyurdden und leiten De Swel südlich durch den Schärengarten mit voller Konzentration. Ein Steuermannsfehler könnte gravierend sein! Die Wasserstrasse zieht sich abwechselnd durch schmale Durchgänge und durch weite Seeflächen. Segelboote und wenige Motorboote sind unterwegs.
Auf der Schäre stehen ein neuzeitliches Seezeichen und eines aus Anfang 19. Jh. nebeneinander. Die alten, steinigen Seezeichen hatten wir schon öfters im Blickfeld. Sie heben sich in ihrer weissen Farbe markant ab von den grauen Felsen und den dunkeln Wäldern im Hintergrund.
Der Baumbestand und die Büsche sind verdorrt. Die Insel sieht gespenstisch aus. Das Ereignis treffen wir nicht zum ersten Mal an.
Am frühen Nachmittag steuern wir den Gästehafen Slottsholmen der Marina Västervik an. Die Einfahrt ist lang und übersichtlich betonnt. Auf beiden Seiten gucken runde Felsen hervor. Sie sehen aus, wie Rücken von Walen.
Der Hafenkontor und die sanitären Anlagen scheinen neu und modern zu sein. Ich freue mich jetzt schon auf die Dusche mit der Regenbrause, die im Hafenguide so beschrieben ist.
Im Gästehafen sind nicht einmal die Hälfte der Boxen besetzt. An jeder Box ist ein Schild angebracht, das auf eine Reservierung hinweist. Wir legen mal an und werden nachher das Hafenbüro aufsuchen. Schon erscheint eine junge Frau und erklärt die Box sei vergeben. Wir hätten uns über eine App registrieren sollen. Welches App, ist die Frage. Im digitalen Hafenguide ist kein Vermerk angebracht. Ich meine zu ihr, die Reservierung könnte doch in ihrem Hafenbüro erfolgen. Die Anmeldung mit den zwei hafenzuständigen Frauen verläuft harzig. An Schluss müssen wir ans Ende des langen Gästestegs zu den Motoryachten verholen, also wie zu einem Abstellgleis. Das Internet funktioniert nicht bisher. Die Boxen bei den Segelbooten sind auch am Abend noch frei. Das Hafenmanagement ist für uns nicht verständlich.
Zu Fuss durchstreifen wir die Schärenstadt Västervik im Småland. Im Sommer verwandle sie sich in ein Urlaubsparadies und sei ein begehrtes Outdoor-Reiseziel Schwedens. Das Hafenstätdchen mit 36’000 Einwohnern ist herausgeputzt. Die kleine Brücke, die wir überqueren ist mit Blumen am Geländer geschmückt. Blumentröge ziehen sich hin bis zum Marktplatz. Unterhalb der Gertruds Kirche breiten sich die nostalgisch alten Häuser aus. Gegenüber der Kirche sehen wir einen alten Hof, besehend aus Wohnhaus, Werkstatt und Gewächshaus. Vor dem Brand 1677 in Västervik war dieser Hoftyp verbreitet. Kunsthandwerker haben hier ihre Ateliers eingerichtet.
Einen Abstecher machen wir zur St. Petri Kirche, die St. Gertruds ersetzte und 1905 eingeweiht wurde. Das Inventar stammt zum Teil von der stillgelegten Kirche, die in Vergessenheit geriet. Während des Ersten Weltkrieges lagerte sogar Korn in St. Gertrud. Zum 500 Jahr Jubiläum der Stadt 1933 besann sich die Obrigkeit der alten Kirche und holten einen Teil des Inventars zurück. Sie wurde feierlich eingeweiht. Die Glocken blieben zurück. Im Kirchturm schlagen drei neue Glocken.
Zurück beim Marktplatz kehren wir ins Restaurant Guldkant ein. Vom Tisch aus sehen wir das alte Hafenbecken und das Jugendstilbadehaus, welches 2021 zu einem Spa-Zentrum ausgebaut wurde. Der Tag endet für uns erfreulich trotz der Hafenbox am Abstellgleis und des Autolärms.