Mit den Fahrrädern suchen wir die Ersatzhauptstadt von Schweden auf. Auf der Landzunge in den Vättern liess König Karl XIV. Johan die Festung Karlsborg bauen, nachdem Schweden 1809 Finnland an Russland verloren hatte. Stockholm befand sich  plötzliche als Grenzstadt in einer bedrohlichen Lage. 

Das Haupttor und die zwei bis drei Meter dicke Wallmauer beeindrucken uns. Der Durchgang ist schmal. Eine Ampel regelt den Verkehr. Dahinter erstreckt sich ein grosszügiges Strassennetz durch die Festung. Die Hauptstrasse ist von alten Linden gesäumt. Die Häuser werden jetzt von Privatpersonen bewohnt und sind äussert begehrt.

Einige der Festungsgebäude werden immer noch vom Militär als Unterkunft und Ausbildungsräume genutzt.

Im Falle eines Krieges sollte die Königsfamilie, die Regierung, die Goldreserven der Reichsbank und die Kronjuwelen nach Karlsborg in Sicherheit gebracht werden. 

Der imposante Festungsbau begann 1819. Nach den ersten Plänen sollte die Festung 6000 bis 8000 Mann Platz bieten. In der Bauzeit von 90 Jahren wurden die Pläne allerdings mehrmals überarbeitet. Innerhalb des Walls wuchs während der Bauphase eine kleine Stadt heran mit einer Infrastruktur, die eine Stadt ausmacht. Seit 1925 passte die Festung nicht mehr in die Kriegsstrategie Schwedens. Sie war veraltet und unmodern.

Die Goldreserven der Reichsbank lagerten vom ersten bis zum zweiten Weltkrieg in den Gewölben des Bollwerks.
Im Erdgeschoss der Garnisonskirche ist das Festungsmuseum untergebracht. Das Museum wird von einem Verein betrieben und ist ein wichtiger Teil von Schwedens Militärerbe. Eine Bibliothek und ein Dokumenten- und Bilderarchiv dürfen für Forschung benutzt werden. In der Garnisonskirche werden Gottesdienste, Regimentszeremonien und Konzerte abgehalten.

Einzig das Museum und die Garnisonskirche sind zugänglich. Wir beschliessen die Festung mit dem Rad durchzufahren und zu besichtigen. Auch die kleine Kirche ist verriegelt.

Auf dem Rückweg sehen wir die militärischen Trainingsfelder. Die Husaren des Lebensregiments, K3, trainieren Einheiten, die mobil und leistungsstark sind, um kurzfristig bereit zu sein, für nationale und internationale Einsätze. Ausdauer, hohe Beweglichkeit und Schnelligkeit zeichnen die Soldaten aus.

Ein alter Jagdflieger steht auf einem Sockel an der öffentlichen Durchgangsstrasse. Saab baute in den 60er und 70er Jahren die Jäger. Ich ziehe meine Kamera aus der Tasche. Ein Patrouilleur in seinem Offroader sieht mich und kehrt extra um. Er hindert mich daran, den Flieger abzulichten. Ich habe das Verbotsschild übersehen. Den Ausgemusterten interessiert doch schon längst niemand mehr. Eine Luftaufnahme vom gesamten militärischen Gelände haben wir in einem Flyer entdeckt. Warum das Fotografieren verboten ist, wirkt unverständlich auf uns. Dennoch, ich stecke folgsam die Kamera in die Tasche zurück.

Im Hafen angekommen, bestellen wir in Idas Brygga einen fischigen Lunch. Ein starker Wind bläst uns um die Ohren.

Morgen werden wir die Stadt am Wasser verlassen.